Minoische Lustralbassins
Lena Klahr Boreas 34 (2011): 1-102.
Abstract (in German)
Die sog. minoischen Lustralbassins sind in der ägäischen Bronzezeit nahezu ausschließlich im minoischen Kreta bekannt. Einzig auf der Insel Thera, die bekanntermaßen stark minoisch geprägt war, wurde ein weiterer Raum dieser Art entdeckt. Im mykenischen Griechenland findet sich der Bautypus der Lustralbassins hingegen nirgendwo. Daraus lässt sich schlussfolgern, dass die Bassins für die minoische Kultur eine spezielle Bedeutung besessen haben müssen. Der Beginn der Nutzung der Lustralbassins liegt in der Altpalastzeit. Eine derartige zeitliche Einordnung konnte bislang jedoch nur für ein Becken nachgewiesen werden. Dennoch ist es nicht auszuschließen, dass in dieser Periode ursprünglich mehr Räume dieser Art existiert haben. Ungeachtet dessen scheint der Höhepunkt der Bedeutung der Lustralbassins in der Neupalastzeit zu liegen, aus der auch der Großteil der Becken stammt.
Generell bieten die Lustralbassins architektonisch ein einheitliches Bild. Sie sind zumeist sorgfältig durch Vertäfelung und/oder bemalten Verputz ausgekleidet. Die Bassins finden sich in den minoischen Villen und Palästen, dort teilweise sogar mehrfach. In >einfachen< Häusern ist dieser spezielle Bautypus hingegen unbekannt. Die sorgfältige Betrachtung dieser Räume zeigt auf, dass die Gesamtheit der Lustralbassins hinsichtlich ihrer Lage in einer größeren architektonischen Anlage kein einheitliches Bild bietet. Unterschiede lassen sich darüber hinaus auch in Bezug auf die lokalen Beziehungen zu den umliegenden Räumen feststellen. Die genaue Funktion der minoischen Lustralbassins ist ein Aspekt, der bisher sehr kontrovers diskutiert wurde. Aufgrund von Funden sowie Analogien zu anderen Anlagen scheint eine religiöse Bedeutung der Bassins jedoch am wahrscheinlichsten zu sein. Hierbei lässt sich gegenwärtig nicht ermitteln, ob in allen Becken derselbe Kult praktiziert wurde, oder ob sie als multifunktionale Räume für verschiedene Kulte gedient haben.
Ein Großteil der Lustralbassins verlor offensichtlich in der Stufe SM I seine Bedeutung. In dieser Periode wurden nahezu alle Becken in den Villen verfüllt, während die Bassins in den Palästen scheinbar ihre Funktion beibehielten. Ursache dieser Verfüllungen waren vermutlich strukturelle Veränderungen (religiöser oder politischer Natur) innerhalb der minoischen Kultur. Die Zerstörung der Paläste in der Stufe SM IB bedeutete dann auch gleichzeitig das Ende der übrigen Lustralbassins. Nur einzelne Becken wurden möglicherweise noch bis SM III weitergenutzt.
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